Einen kleinen Erfahrungsbericht zu den kostenpflichtigen Online-Angeboten der lokalen Rostocker Zeitungen von OZ und NNN.
Denn seien wir ehrlich: Am Wochenende ist eine raschelnde Zeitung ja wirklich sehr stilvoll. Aber unter der Woche möchte ich dann doch eher kurz und knapp erfahren, was vor Ort alles so passiert ist und passieren wird. In den letzten zwei Jahren haben jedoch immer mehr Online-Ausgaben von Zeitungen und Magazinen ihr kostenloses Angebot weiter eingeschränkt. Neben Werbeblocker-Blocker, werden nun die Artikel künstlich auf wenige Sätze verkürzt und hinter paywalls versteckt. Entgegen meinen Angewohnheiten habe ich also einmal die Angebote als (kostenloses) Probe-Abo ausprobiert, anstatt die Webseiten von nun an komplett zu meiden.
Inhaltsverzeichnis
OZ Epaper und NNN ePaper
Die Zeitungslandschaft in meinem Bundesland ist weitestgehend überschneidungsfrei zwischen den Verlagen aufgeteilt. Eine der wenigen Ausnahmen ist die Stadt Rostock, wo es die zwei großen Verlagshäuser mit Lokal-Ausgaben gibt:
- Norddeutsche Neueste Nachrichten (NNN) – 250,80Eur jährlich, auf FB, auf Twitter (Teil der SHZ und wiederum Teil der ZVS)
- Ostsee Zeitung (OZ) – 274,80Eur jährlich, auf FB, auf Twitter (Teil der LN und wiederum von Madsack)
Neben den Webseiten und Social-Media-Kanälen gibt es verschiedene kostenpflichtige Online-Angebote der beiden Zeitungen. Also gesagt getan und ich hatte mich bei beiden für 14 Tage zur Probe angemeldet (NNN Leseprobe, OZ Digital Probeabo). Zu der Zeit liefen die Abos auch automatisch aus, derzeit wandelt sich das automatisch in ein reguläres Abo um. Also Vorsicht und rechtzeitig kündigen!
Bei der NNN hat es dann erst einmal Stunden gedauert, ehe die Bestätigungsmail kam. Bei der OZ empfing mich die Meldung „syntaktisch fehlerhafte Telefonnummer“ und gar kein Registrierungslink. Auch dass die einzelnen Unterwebseiten nur sehr schlecht auf einander abgestimmt waren (Logins erneut nötig, anderes Design und Handhabung, …) und HTTP zwingend unverschlüsselt übertragen wird, wirft ein ähnlich schlechtes Licht auf das Angebot. Bei beiden fällt auf, dass es eine strikte Trennung in Ortsausgaben herrscht, anstatt sauber verschlagwortete Streams und übergreifende Angebote wie bei der DPA oder dem Tagesschau Nachrichtenatlas.
Das was ich im Folgenden suche ist eigentlich gar nicht schwer: Ich möchte nur lokale / regionale Nachrichten lesen und will keinerlei Polizei oder Sportmeldungen und natürlich keine Werbung. Wenn ich dabei automatisiert nach meinen Interessen gewichten kann, wäre das perfekt! Lokale Informationen die mich interessieren, wann und wo ich will (pull) und nicht im elektronischen Briefkasten (push).
Webseite
Beide Portale (OZ HRO, NNN HRO ähneln sich vom Angebot und den Einschränkungen sehr stark. Der Kunde wird mit Werbung und Webtrackern bombardiert (NNN.de z.B. 9 Tracker, 10 Popup-Server). Das eine ist nervig und frisst Aufmerksamkeit und damit Zeit. Außerdem garantiert niemand, dass in der Werbung keine Schadprogramme enthalten sind. Das andere beobachtet das Leseverhalten und die Bewegung durch das restliche Internet. Gerade auf Mobilgeräten ist beides eine Zumutung und strapaziert Datenvolumen und Akku.
Die Artikel selbst sind nur chronologisch aufgelistet und nicht sortierbar. Mit den Menüs kommt man nur aus der Kategorie „Lokales“ hinaus, kann aber nicht feiner untergliedern. Bei der OZ sind dann auch noch Menüs und die dahinter liegenden Seiten unterschiedlich benannt. Die Art der Artikel ist bei beiden Anbietern sehr ähnlich und umfasst auch offensichtliche Lückenfüller. Auch für zahlende Kunden sind das nicht mehr, als bereits so öffentlich sichtbar und umfassen damit nur einen Bruchteil der Artikel der Print-Ausgaben.
In den Artikeln selbst werden in jeden Fall (auch sehr generalisierte) Fotos angezeigt. Leider wird aber gänzlich darauf verzichtet mit Links auf Quellen oder weiterführende Informationen zu verweisen. Das wirkt erst recht skuril, wenn im Artikel auf das Internet Bezug genommen wird, ohne es auch zu nutzen … . Gerade Referenzen zu früheren Artikeln, Beschlüssen, Webseiten, … wären aber für den interessierten Leser ein Mehrwert.
Die Seiten wirken dennoch ziemlich überfüllt und unruhig, auch durch unnötige Dinge wie share-Buttonleisten für soziale Medien. Man nutzt dann doch gerne die Leseansicht des Browsers z.B. in Firefox.
Kommentare sind bei beiden Portalen prinzipiell möglich, werden aber offensichtlich weder genutzt noch gewünscht. Heutzutage findet das auch primär ‚drüben‘ im social web statt.
Die OZ bietet darüber hinaus Online-Specials an. Das können Interaktive Inhalte mit alten Photos, Umfragen, … sein. Das ist nett, aber wird auch nur sehr spärlich eingesetzt. Von gedruckten QR-Codes und ergänzenden Online-Angeboten hat in der Zeitungsbranche offenbar noch niemand in M-V gehört.
Wie auch im Print gibt es dazu noch den OZelot als auf jung gemachte Ausgabe, welche sich auf „hippere“ Themen (oft überregionaler und technischer Natur) beschränkt und mir persönlich wenig bietet.
Leider ist die Webseite generell leider sehr hakelig und bricht öfters mit Hinweisen auf fehlende Logins / Parametern ab bzw. findet Seiten auch mal gar nicht und ist recht träge. Wirklich ein merkwürdiges Gefühl, wenn früh die Zeitung abstürzt 😉
Online-Magazin
Ein weiteres Angebot ist die das sogenannte „ePaper“-Format. Dabei wird ähnlich wie bei einer PDF die Zeitung im Drucklayout angezeigt. Man kann dann umblättern und zoomen und einzelne Artikel u.U. auch hervorheben lassen. Man kennt das Prinzip von issuu.com oder slideshare.net.
Die OZ nutzt dazu ein Eigenentwicklung, die auch ziemlich angestaubt wirkt. Die NNN wechselte zum Anbieter Visiolink. Generell stelle ich mir die Frage, welchen Mehrwert der Leser von dem Angebot haben soll, da sich die Darstellung nicht individualisieren lässt und stets „wie gedruckt“ aussieht.
RSS-feed
Mit Rich Site Summary (RSS) gibt es einen Standard, über den Webseite über neue Inhalte informieren können und Inhalte mit vielen Angaben publizieren können. Das Abonnieren klappt mit jedem Browser und spezialisierten RSS-Readern. Die reduzierte Darstellung ist gerade für mobile Geräte ideal. Auch lässt sich abseits von Social Media so auf Schlagworte reagieren (z.B. mit feedly.com) und sich der Nachrichtenstrom ganz gezielt filtern und lenken…
Soweit zumindest die Theorie, denn leider publizieren beide Portale sogar noch weniger Artikel als auf den Webseiten auch via RSS. Auch zahlende Kunden erhalten nur die öffentlichen Kanäle, welche grob nach Regionen gruppiert sind z.B. OZ Region Rostock, OZ Rostock, OZ M-V oder NNN Rostock, NNN M-V. Während bei der NNN alle Feeds nicht Standard-konform sind, bleibt der OZ Feed für Rostock seit Monaten schlicht leer. Bei beiden Anbietern werden die Inhalte aber lediglich in die Formate „hineingequetscht“, nicht angereichert und ohne Bilder ausgestrahlt. Sinnvolle Features wie Positionierung der Artikel mittels GeoRSS bleiben natürlich ebenso ungenutzt. Warum dieser einfache Verbreitungsweg nicht genutzt wird (schließlich lieben Suchmaschinen solche leicht lesbaren Inhalte), erschließt sich mich bis heute nicht.
Online-Archiv
Die Zeitungsmacher betonen oft, dass gerade dies Medium auch eine gesellschaftliche Funktion hat und eine Chronik der Zeitgeschichte ist. Das stimmt zweifelsohne, früher musste man sich dazu extra in das Stadtarchiv, oder die Bibliothek begeben, um in alten Ausgaben zu recherchieren.
Bei der OZ kann man leider in keine historischen Ausgaben schnuppern.
Die NNN bietet allerdings die Möglichkeit einige Jahre in die Vergangenheit zu reisen und die Ausgaben als PDF herunterzuladen. Allerdings ist die Suche kaum brauchbar, so liefert „Lange Straße“ nur wenige und meist falsche Treffer. Die Texte alter Ausgaben werden wahrscheinlich schlicht nur als Bilder vorliegen und die Suchfunktion nicht gut trainiert sein. Leider kann man die Ergebnisliste nicht nach anderen Kriterien sortieren.
Beide Verlage bieten online PDFs der Tageszeitungen an. Diese entsprechen 1:1 den gedruckten Ausgaben und das Layout ist deshalb nur sehr bedingt für das Lesen am Bildschirm geeignet. Die Werbung ist selbstverständlich auch enthalten. Die ePaper-Ausgaben haben zwar eine etwas schlechtere Qualität bei den Fotos, aber ihre Text können immerhin durchsucht werden. Das Ganze sind je Ausgabe über 10Mb und nicht kopiergeschützt (DRM).
Auch hier werden allerdings keine der Vorteile des Dateiformats genutzt. Weder sind die wenigen Links und Telefonnummern klickbar, noch gibt es ein Inhaltsverzeichnis oder Kapitelmarken für die einzelnen Teile.
Aus welchem Grund bei der NNN die neuste Ausgabe erst einen Tag später offiziell erscheint, verstehe ich nicht. Ebenso, warum man sich dort zusätzlich noch die Werbeprospekte per PDF herunterladen sollte?
App
Um es gleich zu sagen: Von den mobilen Anwendungen der Zeitungen habe ich selbst gar nichts. Ich verwende ein Smartphone ohne Googles Android, weshalb die meisten Apps ohne Google Services wie den Playstore nicht funkionieren. Also musste ich mir extra ein Standard-Gerät leihen und testen:
Die OZ-News-App wurde durch die Lübecker Nachrichten entwickelt, welche auch sehr deutlich machen, dass sie eigentlich an Werbekunden interessiert sind. Die Anwendung macht was sie soll: Artikeltexte und Bilder für das offline lesen laden, sowie das Abo verwalten. Das ist allerdings nichts, was man mit RSS und der Webseite nicht auch machen könnte. Die Suche funktioniert auch hier nur sehr schlecht.
Für die NNN gibt es sogar zwei Android-Apps (Newscope GmbH), welche für Phone und Tablet optimiert sind. Die Individualisierbarkeit mit vorgegeben Themen und dem Melder ist immerhin der Versuch, dem Leser einen Mehrwert zu bieten. Ansonsten ist auch hier nur die Funktion, die Artikel herunterzuladen und zu zeigen. Das geht auch für PDFs und mit in-App-Käufen lässt sich eiin Abo abschließen, was dann mit dem Google-Account verbunden ist und abgerechnet wird.
Ein kleiner Rant
engl. rant, ließ: höchst subjektiver emotionaler Kommentar
Mal ehrlich, ist das euer Ernst? Alle jammern das Print tod ist und das soll der Stand digital publishing im Jahr 2018 sein??? Völlig überfrachtete Webseiten, wo man ohne Blocker schon gar nicht mehr drauf gehen kann? Layouts, bei denen man den Lesemodus seines Browsers zu schätzen lernt? An jeder Stelle scheint hier die Aufmerksamkeitsökonomie zu zu schlagen: Da werden Artikel künstlich auf mehrere Webseiten gesplittet und die Übersichtsseiten rotieren ständig die Artikel, um zu suggerieren es gäbe wirklich etwas Neues. Gleichzeitig paywalls und gekürzte Inhalte wohin das Auge blickt. Dazu reißerische Überschriften und jene (dpa-)Meldungen, die man sowieso an allen anderen Stellen findet. Schnell erstellte Beiträge für Polizeimeldungen, wo journalistische Recherche offenbar entfallen kann (z.B. hier). Die aktuelle Krönung ist übrigens der Wechsel hin zu Videobeiträgen, denn damit geht der Schrecken oft besser viral im social web. Oh und dort kann ja Werbung auch nicht übersprungen werden.
Die Verlage sind online wirklich schizophren: Einerseits wollen sie gerne (Leser-)Reichweite. Andererseits solle man doch bitte vor der Lektüre bereits zahlen und am besten auch noch Werbung anschauen. Am besten auch für den Download noch mehrfach zahlen, indem mit DRM ein weitergeben der Artikel verhindert wird. Apropos Geld … Auch Suchmaschinen mögen doch bitte dafür zahlen, dass Artikel dort geteasert und präsentiert werden… (Sichtwort: Leistungsschutzrecht). Bei selbst genutzten fremden Inhalten wie Karten oder Photos schauen die Redaktionen dann allerdings auch gerne weg und ignorieren Lizenzen geflissentlich.
Kurzum, der Anspruch einer gesellschaftlichen Funktion im Netz scheitert in meinen Augen oft an der ganzen Geldmacherei. Auch hat in den Redaktionen offenbar noch niemand gemerkt zu haben, dass es für die meisten Inhalte in den Zeitungen (Termine / Events / Kontaktanzeigen / Kleinanzeigen / Stellenanzeigen / Wetter / TV-Programm / Automarkt / Immobilienmarkt / …) mittlerweile eigene und bessere Plattformen gibt. Selbst für die (unbearbeitet durchgereichten) Polizeimeldungen gibt es mitlerweile die direkte Quelle online: presseportal.de/blaulicht/
Wie kann es sein, dass große Verlagshäuser ihre lokal-journalistischen Inhalte nicht mit automatisierten Workflows und passenden standartisierten Diensten und Formaten mit allen Möglichkeiten des Webs herausgeben? Wie kommt es, dass das aber dem deutlich kleinerem fluter.de von der Bundeszentrale für politische Bildung gelingt? Oder dem ehrenamtlich erschienen Freien Magazin mit zahlreichen Textformaten?
Klar kann ich als Nerd die Webseiten auch auseinandernehmen und mit einem Scraper mir die Texte so aufbereiten, wie ich sie brauch. Interessante statistische Auswertungen, etwa wie für den Spiegel würden da nebenbei auch mit abfallen… aber die schöne Zeit investieren? Und wozu zahle ich noch einmal das Abo überhaupt?
Und wenn es eh nur 2..3 lokale Artikel gibt, was genau ist dann der interessante Inhalt einer Lokalzeitung? „Weil wir hier zuhause sind“ (OZ Slogan), ja genau … Sorry in dem Szenario ist es dann eben nicht Jedes Wort Wert sondern, dass man mal still in sich geht und deutlich bescheidener auftritt und sich neu erfindet.
Jeder Verlag versenkt Hunderttausende Euros in wieder eine eigene App und dem Leser werden deshalb dann fast 300Eur im Jahr abgeknöpft? So viel kostet mein kompletter DSL-Anschluß, der mir einen sehr viel größeren Mehrwert bietet!
Vielleicht sollte ich mir doch noch einmal wikitribune.com von Jimmy Wales anschauen und Bürgerjournalismus auch in der post-Wikinews-Ära etwas offener gegenüberstehen.
Ein bleibender Traum
Wonach ich mich sehne ist ein Medium, das es schafft, lokale Neuigkeiten zu recherchieren und Zusammenhänge mit verschiedenen Perspektiven darzustellen. Ein Layout braucht das nicht mehr, die Ressourcen können wirklich gespart werden. Ein Beitrag hat dort nur das Wesentlichste (Titel, Zusammenfassung, Beitragstext mit Bildern / Photos), ist dafür aber mit vielen Verweisen und beschreibenden Eigenschaften ausgestattet und vernetzt.
Freie Standards wie RSS und OPDS (eBook-Katalog Protokoll) sind nicht tot, auch wenn Einige das so darstellen. Soetwas gibt es als ePub auch schon sehr lange bei der TAZ, nur fehlt da die gute Vernetzung. Dies sog. semantic web ist durch Google, Android & Co. sehr viel realer in unserem Leben, als einfache Nutzer es vielleicht vermuten. Maschinenlesbar muss es nun einmal sein, auch damit einem Alexa morgens kurz die Artikel vorlesen kann.
Das Ganze präsentiert in einem schlichten aber elegant funktionalem Portal, was mit HTML5 und Verzahnung wie iCal (mobile Kalender) oder Pocket (später lesen), einem die Nutzung der Informationen ermöglicht. Mit einer persönlich anpassbaren Startseite, wo der Nutzer festlegt, was er lesen möchte und seine Filterblase selbst kontrolliert. Hashtags und Schlüsselbegriffe sind nicht für soziale Medien patentiert und würden hier hervorragende Dienste leisten. Apropos soziale Medien: Wie wäre es, wenn man darüber auch Kontakt zum Autor herstellen und sachdienliche Hinweise geben und auf Fehler hinweisen könnte? Wenn er auch positive Rückmeldung jenseits von Clicks & visits erfahren könnte?
Und seien wir doch ehrlich: Außer den wirklich ganz großen Verlagshäusern hat doch kein Verlag die Kraft, Lizenzverstöße auch wirklich zu verfolgen. Da kann man die Artikel auch gleich unter eine freie Lizenz stellen und erspart vielen Leuten dann eine umständliche und langwierige Suche nach den Inhalten. Für eine Vierte Macht gehört eben auch Transparenz und Nachvollziehbarkeit dazu. Dann auch kein Depublizieren von älteren Inhalten mehr, sondern stattdessen ein Öffnen der alten Verlagsarchive und eine gemeinsame Verschlagwortung mit der Lesergemeinschaft. Beim Aufruf nach alten Photos klappt das doch auch! Bezieht den Leser in die Erstellung und Weiterentwicklung von Beiträgen und Serien doch mit ein. Im Netz gibt es keine Platzbeschränkung und Artikel können sich weiterentwickeln und Zusammenhänge und zeitliche Verläufe darstellen.
Das Ganze gibt es natürlich nicht umsonst. Doch auch hier zeigt die TAZ, wie mit angemessenem Preis und Transparenz bei den Ausgaben der Kunde mitgenommen werden kann. Man zahlt für die Dienstleistung und nicht für das Stück Papier. Bei einer größeren (zahlende) Leserschaft bleiben im Netz die Distributionskosten fast gleich! Anwohner wollen doch informiert bleiben und wissen, was in ihrem Umfeld so passiert und können dafür natürlich auch Geld ausgeben. Wenn das nur 2..3 Artikel am Tag sind, dann ist das eben so. Und wenn es dem Verlag wohler ist, dann schützt die aktuellsten Neuigkeiten mit Passwort und verlangt Abo oder Kleingeld. Denn Nachrichten sind eigentlich nur etwas wert, wenn sie frisch sind.
Redaktionen und Verlage sollten sich wieder auf das fokussieren, was sie ausmachen: Journalistische Arbeit und deren Herausgabe. Das ist im Netz relativ geradlinig darstellbar, ohne dass man sich verbiegen muss. Das Ganze andere Geraffel mit Werbeanzeigen / Bonuscontent / Abofallen / Nutzeranalysen / … ist glaube ich nichts, was die nächsten Jahre überleben wird. Insbesondere dann, wenn in naher Zukunft Print eingestellt wird, wie von der TAZ vorhergesagt.
Fazit
Für mich hinken die beiden aktuellen Angebote deutlich hinter dem her was möglich ist und erfüllen trotz des hohen Preises nicht im geringsten meine Wünsche an ein komfortables lokales Nachrichtenangebot für meine Heimatstadt. Dann gebe ich Journalisten lieber direkt das Geld für ihre Arbeit, wenn sie ihre eigenen Grundsätze beherzigen und Aufweichungen wie Journalistenrabatten, Medienpartnerschaften und vorbereitete Inhalte (PMs, Photos von Veranstaltern, DPA, …) aus dem Weg gehen. Wären lokale Medien-Blogs nicht weggebrochen, hätte ich sicherlich diese stattdessen abonniert und finanziert. Doch diese Welle ist seit 2010 deutlich abgeebt, so auch das-war-rostock.de. Denn die Inhalte sind das Entscheidende und es ist eben gerade nicht hipp, mit dem Tablet am Frühstückstisch die PDF-Ausgabe zu zoom-lesen-pannen.
Ich denke nicht, dass Journalismus gerade in einem Flächenland einfach ist. Von dem hohen Aufwand für einzelne Arbeiten berichten ja unter anderem die flachlandreporter.de in fast jeder Sendung.
Der Lokaljournalismus ist doch ein spannendes Feld und ich würde gerne sagen: „shut up and take my money!“. Doch neben den Etabblierten gibt es trotz Startups wie merkurist.de, blendle.com, narando.com und den krautreportern, leider nichts für die regionalen Informationen. Auch die global Player werden wohl in Zukunft nur die großen Zeitungen besser adaptiert anbieten (Amazon Kindle Newsstand und vielleicht Apple?). Aber gut, wenn Verlage im Impressum noch stolz von ISDN-Einwahl berichtet, dann muss man das Netz vielleicht auch einfach anderen überlassen.
Für mich bleiben dann weiterhin nur unbefriedigende Alternativen:
- nicht presseähnlich: ndr.de, TV Rostock, LoHRO
- amtlicher Stadtanzeiger – auch von der OZ gesetzt, nur PDF und mit Werbung
- stadtgespraeche-rostock.de – Magazin mit beschränktem Umfang und Erscheinungsintervall
- TAZ Nord – Fokus sehr auf Hamburg und Umgebung