Wetterstation + RPI = online

Allen Fertiglösungen zum Trotz, lässt sich auch mit einfachen Komponenten eine anpassbare und schöne Wettererfassung realisieren. Hier beschrieben mit einem Raspberry Pi und einer 80EUR teuren Wetterstation.

Ich gebe ja zu, so richtig spannend fand ich das Wetter nie. Bei mir wurde das erst präsenter, als wir uns vor etwa 4 Jahren eine einfache Wettermesstation zulegten, insbesondere um den Wind in unserer Gegend genauer zu beobachten. Außerdem automatisierte sich damit die Niederschlagsmessung, die wir Interesse halber immer schon händisch, deshalb aber auch unregelmäßig durchgeführt hatten.
Leider ist es auch bei solchen kommerziellen Produkten so, dass sie nicht wirklich perfekt sind. Unsere PCE-FWS20 scheint auf einem sehr einfachen Referenzdesign (Fineofset 1080) zu basieren und die Wettertauglichkeit und die Akkus sind auch eher Große Anzeige der Wetterstation mit verschiedenen Wertenmoderat. Denn als die orginalen Akkus verbraucht waren, wollte danach die Übertragung vom mobilen Sensor zum Display nicht mehr zuverlässig klappen. Apropus Display, es speichert auch die Messungen und überträgt diese per USB. Leider gehen diese aber verloren, wenn man die Batterien wechselt. Dazu gibt es noch eine sehr sehr einfache Windows-Software („EasyWeather„), welche die Daten zwar überträgt, aber nicht wirklich schön und schnell zur Nachbereitung aufbereitet.

Natürlich kann man auch in die semiprofessionelle Liga aufsteigen, aber solches Equipment für Hobby-Meterologen schlägt dann gleich mit 600…1000Eur zu Buche oder hängt an irgendwelchen Clouds und WLAN. Das erschien mir die Sache eigentlich nicht wert.

Screenshot von weewx, mit WetterdatenAlso musste da ein nachhaltiger Ansatz gefunden werden und im letzten Jahr begann ich mit der Anbindung an einen Raspberry-Pi B+ zu experimentieren. Obwohl bei den hobbymäßigen Wetterfröschen erstaunlich oft nur für Windows entwickelt wird, bin ich nach einigen Experimenten bei der Python-Software weewx hängen geblieben.
Diese ermöglicht nicht nur ein regelmäßiges Auslesen der Datensätze aus dem Display, sondern auch das Protokollieren als Datenbank und das Aufbereiten von Wetter-Reports. Denn gerade diese Historie ist es ja, die interessante Analysen und Vergleiche zulässt. Für eine moderne und übersichtliche Darstellung nutze ich dabei eine nochmals angepasste Variante des deutschen Templates von blaues Ledersofa. Bei unserer Station wird Temperatur, Lufttfeuchtigkeit, Luftdruck, Windstärke und Windrichtung und die Stärke der Sonneneinstrahlung gemessen. Die Software unterstützt zahlreiche weitere Indikatoren und kann durch seine modulare Architektur auch relativ einfach erweitert werden. Neben den Reports (die alle halbe Stunde neu erzeugt werden), kann man seine Live-Daten auch an verschiedene Wetter-Communities senden. Das mache ich derzeit nur für Wunderground, wo die Station als #IMECKLEN81 bekannt ist.
Das Problem mit den nur schlecht geladenen Akkus löste dann jemand anderes, indem eine zusätzliche (und deutlich größere) Solarzelle nun dafür sorgt, dass auch beim typisch norddeutschen Himmelsgrau, wenigstens etwas Strom gespeichert werden kann. Obwohl ich bisher noch keine Probleme festgestellt habe, nutze ich nun doch einen kleinen checker für Icinga2 Monitoring, der mich benachrichtigt, sobald die Verbindung abbricht.

Also alles fertig? Naja fast! Ich muss noch eine zuverlässige Lösung für Backups ersinnen (derzeit manuell). Auch möchte ich die alten Aufzeichnung von EasyWeather importieren, wofür es derzeit wohl leider keine einfache Möglichkeit gibt. Im großen und Ganzen bin ich aber mit weewx ganz zufrieden, auch wenn das Justieren des Ganzen (aufgrund der flexiblen Architektur) etwas knifflig ist und ich mir wünschen würde, dass das Tool etwas sinnvollere defaults bekommt (entweder für Meterologen oder für Normalnutzer).

Ich finde es auch sehr schade, dass es kein wirklich ausgereiftes OpenHardware-Projekt für eine Wetterstation gibt. Ja, es gibt viele kleine Ansätze und teilweise auch fertige Module, aber oft werden diese wahrscheinlich keinen einzigen Winter draußen überstehen. Leider gibt es auch kein großes Community-Projekt, um Wettermessungen als OpenData zu Verfügung zu stellen. Meist sind dies relativ kleine Netzwerke, die keinen Zugriff auf die Historie gibt und der DWD als amtliche Institution hat weder eine API noch feingranulare Daten. Mit openweathermap.org gab es zwar einen Ansatz, ähnlich OpenStreetMap ein solches crowdsourcing zu ermöglichen. Leider ist davon nur noch eine der üblichen Wetter-APIs übriggeblieben, welche ihre Daten sehr intransparent zusammensammelt und ebenfalls nur noch live-Daten kostenlos für bestimmte Kontingente anbietet. Dabei kann man doch so viele schöne Sachen mit den Daten selbst machen.

Jedem muss natürlich klar sein, dass man mit dem Equipment sich nur mit aktuellem und vergangenen Wetter vor Ort beschäftigen kann. Prognosen und der Blick an andere Orte, erfordert natürlich ein ganz anderes Maß an Technik. Angefangen von einer Vielzahl von Stationen, über Radar zur großflächigen Niederschlagserkennung bis hin zu Satelliten sind das natürlich ebenso aufwändige Dinge, wie Supercomputer zur Berechnung von aufwändigen Klimamodellen. Und dabei sind gerade verlässliche Voraussagen für die Tagesplanung (Rad oder Bahn? Joggen heute oder morgen?) und der Automatisierung (Jalousien, Heizung, …) für jeden sehr wichtig, also eben nicht nur für Sportler und Landwirte 😉 Deshalb wäre es sehr schön, wenn es hier doch etwas mehr Transparenz geben würde und man nicht einfach irgendeiner App glauben muss die das Wetter macht.

Author: Matthias
Betreibt dies Blog und probiert so einiges aus Technik herauszuholen. Oft mit Bezug zur Wirklichkeit, aber manchmal auch weil es eben geht ;-) Hat sich von Robotron über Basic, ASM, qC, ... soweit hochgearbeitet, dass er eigentlich gar nicht mehr so oft codet.

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