Linux Mint nervt (mich)

Ich möchte nicht undankbar sein. Mint hat mich viele Jahre begleitet, seitdem ich Abschied von Ubuntu genommen hatte. Langsam möchte ich jedoch eine andere Distro finden, die mir weniger im Weg steht. Noch bin ich auf der Suche …

Denn ich muss gestehen, ähnlich wie bei Ubuntu gibt es zunehmend Entwicklungen, die mir nicht nur nichts bringen, sondern die mich leider weiter einschränken. Oft gerade weil sie komplette Neuentwicklungen sind:

  • timeshift – Zwingt mich Snapshots zu machen und Platz und Leistung zu verschwenden, da ich schon immer separate Backups gemacht habe.
  • cinnamon – Bringt leider wenig Komfort und auch die Extensions wirken eher etwas fummelig und wenig stabil. Die UI Verschmelzung der Menüs finde ich fremd und wenig hilfreich.
  • nemo – Handling von Netzwerkordnern, Kopiervorgängen, … ist immer noch sehr zickig und unkomfortabel
  • Celluloid – Kann nur wenig und unterschiedliche Nutzung als schneller Player und Playlist-Player ist fummelig
  • Editor, Einstellungsdialoge, … – haben oft nur ein sehr eingeschränkter Funktionsumfang

Warum sind Dinge wie Kalender, Kontakte, … nicht wirklich einheitlich verfügbar? Warum werden Tools grundlegend neu entwickelt, anstatt bestehendes weiterzuentwickeln.

Man möge das bitte nicht falsch verstehen. Natürlich sind das eher Kleinigkeiten, wenn man bedenkt, dass hier Freiwillige ehrenamtlich ein komplettes OS samt neuer Software auf die Beine stellen. Aber in den letzten Monaten fiel mir schon auf, wie umständlich einige Sachen sind, die man oft im Alltag benötigt. Und das die Standardwerkzeuge mich nicht mehr gut unterstützen, sondern ich doch oft auf leistungsfähigere Alternativen ausweiche (VLC, pix, geany, …). Meine Produktivität haben die letzten Versionssprünge jedenfalls nicht verbessert und wird wohl demnächst auch nicht besser werden.
Ein wenig scheinen das auch andere so zu sehen, und man kann durchaus sehen, dass sich die Unterschiede zwischen den Distros immer mehr aufheben. Meine Tests von KDE Plasma auf anderen Maschinen zeigte mir, dass es zwar auch dort etliche Probleme gibt, aber dass eine bessere Integration der Anwendungen und ein besseres Zusammenspiel, durchaus Verbesserung bringen kann. Ihr kennt das sicherlich von Android, wo Dateien / Links / Photos, … schnell zwischen Anwendungen übergeben werden können. Kein langes Stöbern unter den zuletzt genutzten Dateien; Keine Eskapaden in den „Öffnen mit“-Listen, … . Warum ist nichts wirklich einfach wie Kalender, Sync mit Cloud, VPN Einwahl, SMB Mounts? Was nützen mir denn 5. coole CPU Temp Anzeige, wenn mein OS mir nicht hilft den Alltag zu bewältigen?

Das Ganze ist natürlich nicht so schlimm wie in Windows, wo Dinge permanent umbenannt werden und neue UIs einem gewohnte Wege nehmen, ohne einen neuen Mehrwert zu bieten. Für Neulinge evtl. übersichtlicher und dann einfacher zu bedienen. Aber das natürlich nur, wenn die Dinge mal so flutschen würden, wie sie es (leider) selten tun…
Ja das Anwenderleben unter Linux ist geruhsam und wenig aufregend. Leider führt das aber offenbar auch dazu, dass man dazu neigt sich an kleine Bugs zu gewöhnen und sich workarounds schnell einschleichen.

Was nun?

Tja am liebsten hätte ich etwas wie das ursprüngliche Ubuntu: Bekannte Tools und Technologien mit stabiler Debian-Basis. Dazu komfortablere Treiber und -nonfree Verwaltung und Default-Pakete und kein rolling-release. Ohne Werbung und ohne Kommerz und mit wenig „fancy shit“. KDE ist wirklich ganz schick geworden, aber unter GNOME fühle ich mich wohl und einfach etwas mehr zuhause. In dem Umfeld habe ich nur die folgenden Kandidaten gefunden

  • Zorrin OS – vielleicht doch etwas zu klicki- bunti
  • Netrunner – KDE Plasma
  • Pop OS! – eigentlich nur für System76 Hardware optimiert
  • Ubuntu – weiß ich nicht, wie stark da noch Adware drin ist
  • Debian – wäre mir etwas zu roh, nutze ich sonst nur für schlanke Server

Hat vielleicht jemand von euch vielleicht aus ähnlichen Motiven einen Distro-Wechsel jüngst vollzogen? Ich neige ja fast dazu zu Ubuntu zurück zu gehen, aber vorher werde ich noch etwas umschauen und die Alternativen mal genauer auf den Zahn fühlen.

Author: Matthias
Betreibt dies Blog und probiert so einiges aus Technik herauszuholen. Oft mit Bezug zur Wirklichkeit, aber manchmal auch weil es eben geht ;-) Hat sich von Robotron über Basic, ASM, qC, ... soweit hochgearbeitet, dass er eigentlich gar nicht mehr so oft codet.

17 thoughts on “Linux Mint nervt (mich)

  1. Ich werfe noch openSUSE Leap, Kubuntu und Elementary OS in den Ring, wobei ich gleich sagen muss, dass ich mit diesen bisher keine Erfahrung habe ich aber glaube, dass sie einen Blick wert sind. Ich denke Solus und MX Linux könnten auch noch einen Blick Wert sein.

    Persönlich nutze ich aktuell Manjaro und Ubuntu 18.04. Mit beiden bin ich nicht vollends zufrieden, es gibt da so „Bugs“, die nerven. Vorher habe ich auch viele Jahre Mint mit Cinnamon verwendet. Eigentlich war ich mit Mint immer recht zufrieden, das Gesamtpaket hat gut gepasst, insbesondere der Datei-Manager Nemo (nicht so kastriert wie Nautilus). Installieren und loslegen … Die aktuellen Entwicklungen kann ich nicht mehr vollends beurteilen. Grundsätzlich habe ich immer GTK-basierte Desktops benutzt wie Cinnamon, MATE, Gnome 3 oder XFCE. Mit KDE bin ich nie so richtig warm geworden. Gewiss eine moderne Desktop-Umgebung mit guter Integration ihrer Anwendungen. Aber am Ende war mir das immer zu überladen, zu vielen Optionen und Möglichkeiten …

    1. Hi Danke für dein Feedback. Ich würde aber definitiv bei Debian bleiben wollen, wodurch SUSE und Manjaro wegfallen. Elementary OS baut halt auch mal wieder alles neu, damit alles ihrem Look&Feel entspricht. Ich befürchte, dass das für eine Distro einfach zu viel Arbeit wird, weshalb dann immer nur halbseidene Lösungen herauskommen. MX Linux / MEPIS schaue ich mir auch noch einmal genauer an, danke dir!

  2. Nutze Pop!_OS auf einem Matebook D mit AMD Ryzen seit einigen Jahren ohne jegliche Probleme. Ein Blick würde sich lohnen. M. E. ist der automatische Upgrade-Prozeß auch gut gelungen. System 76 zieht regelmäßig jede Version von Ubuntu automatisch nach.

  3. – Timeshift kannst Du auch deaktivieren.
    – Cinnamon benutze ich keine Spices oder Erweiterungen – mitunter auch aus dem von Dir angegebenem Grund. So wirklich brauche ich auch keine Erweiterung.
    – Einige Dinge kannst Du selbst mit Nemo-Aktionen machen – also ich mache die VPN-Einwahl so. Das ist nun nicht die schönste Lösung, aber sie funktioniert (https://www.bitblokes.de/nemo-tipp-aktion-nemo_action-definieren-mit-rechtsklick-ausfuehren/)
    – Kontakte und Kalender gebe ich Dir vollkommen Recht. Das wäre wirklich ein Punkt – vor allen Dingen mit Nextcloud synchronisieren – wünsche ich mir schon lange. Auf der anderen Seite kann ich das mit Thunderbird machen … deswegen kann ich damit leben.
    – Celluloid gefällt mir auch nicht und wurde bei mir sofort durch VLC ersetzt.

    Ich denke mir immer – Kompromisse musst Du irgendwo immer machen. Linux Mint ist derzeit einfach das geringste Übel … 🙂

    1. Soweit ich das überblicke sind snapshots mit Timeshift hart eingebaut. Es stimmt, man kann alle trigger in den Einstellungen deaktivieren, aber ich meine, dass Versionsupdates sich dann beschwert hatten?

  4. Ich überlege von Ubuntu auf Fedora oder Manjaro zu wechseln, ich möchtet auch gerne GNOME behalten, fürchte aber, dass Ubuntu immer mehr auf Flutter setzen wird, sie haben auch GNOME schon immer sehr stark angepasst und ich möchte gerne ein Vanilla GNOME haben. Flutter ist bestimmt auch ein tolles UI Framework, aber mir gefällt GNOME und GTK sehr gut, vor allem auf Gtk 4 und GNOME 40 freue ich mich und scheint auch sehr stabil zu werden.

    1. Wenn Du Dich da mal nicht verwünscht hast. Das Gnome 40 ist nicht mehr das coole 38, daß Du kennst.

      Das neue Konzept ist nicht wirklich durchdacht. Ich habe eher das Gefühl, da wollte jemand mit Gewalt mal was neues bauen, was Extentions auch so schon konten.

  5. interessanter Artikel. Aus einem recht ähnlich Grund bin ich letztes Frühjahr zu Elementary gewechselt. Zum ersten mal hatte ich das gefühlt, ich kann mich voll und ganz auf meine Arbeit konzentrieren – und das System funktioniert einfach. Das Elementary Team ist klein, aber dafür erreichbar und offen für Anregungen. Leider bin ich dann über den einen oder anderen Bug beziehungsweise absichtliche Design-Entscheidungen gestolpert die mir nicht so gut gefallen haben. Das Team arbeitet derzeit mit Hochdruck an der nächsten Version auf die ich gespannt warte.
    In der Zwischenzeit habe ich testweise den Weg weg von einer Debian-basierten Distribution gemacht und Manjaro/Gnome auf meinem Produktivrechner installiert. Aus dem Versuch ist bei mir eher etwas langfristiges geworden. Manjaro rocks! Das System funktioniert wirklich verlässlich. Das System ist grundsolide, voll und ganz Open Source – erlaubt es aber eine Vielzahl von Programmen nachzuinstallieren aus eigenen Repositorien, via Flatpak, Snap und bietet zudem den Zugriff auf die schier endlosen Weiten des Arch User Repository. Im Moment erfüllt Manjaro alle meine Erwartungen und Bedürfnisse – bis auf eines: es ist keine Debian basierte Distro!

  6. Habe einen ähnlichen „Leidensweg“ hinter mir wie Du (Ubuntu, Mint und Varianten) 😉 . Fühlte mich auch immer wieder zu Debian-Erben hingezogen, obwohl auch komplett andere Distros wie Arch, Solus und sogar Source-Distros einen gewissen Charme hatten – man lernt viel. Für mich ist Distro-Hopping „mein Spielen“ zwischendurch. Tatsächlich bin ich seit Jahren bei SparkyLinux so richtig zuhause: liebevoll zusammengestellte Debian Testing Distro. Läuft sogar auf meinem neuen Notebook Tuxedo Aura 15 mit zwei Monitoren. Ich wünsche Dir viel Erfolg beim Ausprobieren verschiedener Lösungen!

  7. Ich favorisiere für mich selbst Pop!OS – interessante Mischung aus Stacking und Tiling WM. Basiert auf Ubuntu ohne Snap Kram -> Nachteil: IMO gibt es nur US Mirror für die Pop! Respositories – das meiste bekommt man aus den Ubuntu Repos

    Geräte im Familien und Freundeskreis versorge ich mit Zorin OS – auch Ubuntu. Je nach HW/Wunsch mit Core (Gnome) oder Lite (XFCE). Vorsicht! Bin selbst Linux Noob.

  8. Ich war ja vor einiger Zeit an einem ähnlichen Scheidepunkt wie Du: Debian zu „scharfkantig“ und konservativ fürn Desktop, Ubuntu-Desktop zu proprietär, Mint zu einschränkend und genau wie Gnome zu starr – ich bin zu Fedora gewechselt und möchte nicht mehr zurück. Sehr umfangreicher Software-Katalog, sehr gut abgestimmte und vorkonfigurierte Desktop-Editionen – und ich bin Canonicals Extravagangen nicht länger ausgeliefert.

  9. Hi,
    also meine Frau hat mir mal einen Zettel gebaut mit: „Ubuntu ist dein Betriebssystem“ und den an die Wand gehängt.

    Weil ich etwa zweimal im Jahr genug Argumente zusammen habe, warum ich unbedingt viel Zeit in einen OS Wechsel stecken muss.

    Ein paar Wochen späte komme ich dann zurück zu Ubuntu. Irgendwann war es mal sogar ein ganzes Jahr Debian, aber jetzt…. ratet mal 🙂

    Grüße

  10. Kann Cinnamon eigentlich, wie Windows, die Taskleisten Icons von inaktiv quadratisch auf aktiv quadratisch skalieren?
    Mein grösstes Problem mit Mint Cinnamon ist tatsächlich eher optischer Natur, es sieht altbacken gruselig aus. Auch keine Themes machen da wirklich etwas hübscher.

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