Lenovo L520 aufrüsten – Umwelt schonen

Seit dem Ende des Studiums begleitet mit mein recht sperriges Thinkpad L520. Da nun bereits die WLAN Karte ausfiel und die Tastatur immer mehr Macken aufwies, prüfte ich gleich auch weitere Aufrüstmöglichkeiten. Mein vermurkstes Linux Mint sorgte dann auch gleich für ein neues OS.

Denn mein Notebook ist wirklich schon in die Jahre gekommen. Angeschafft 2013 als relativ preiswerter Desktop-Ersatz, weil man es mit Dockingstation koppeln kann, hat es mich seither nach Portugal oder auf Dächer für Freifunk begleitet. Seitdem ist es eher nur noch im Einsatz, wenn ich nicht daheim am Desktop arbeiten kann, oder unterwegs an anderen Orten bin. Aber größere Entwicklungen wie rüher finden darauf nicht mehr statt. Der Einsatzzweck hat sich doch deutlich verschoben und vieles an Software damit hinfällig. Mein Linux Mint hatte mit den Kernel-Updates rumgezuckt (Boot hat unreprarierbar nur noch 0 bytes frei), WLANs fliegen raus, … was dann zunehmend weniger Freude bei der Arbeit bereitete. Für mich ist es noch schnell genug und robust und hält auch noch etwas per Akku. Viel zu schade für den Elektromüll oder um bei eBay ein gleichwertiges zu erstehen!

L520

Das Laptop ist mit 15.6″ zwar recht groß, meine Ausführung hat aber nur Auflösung von 1366x768px. Die 8GB und die SSD sorgen für ein ganz okes arbeiten. Die CPU i3-2350M war nicht das beste, aber am nervigsten war, dass mein WLAN ausgefallen war. Die Karte in einem Centrino Teamplay ist nicht ganz leicht zu ersetzen, weshalb ich mir erst einmal mit einem WLAN USB Stick im Nano-Format beholfen habe. Die Tastatur hat nach 8 Jahren auch schon deutliche Aussetzer und war kaum noch vernünftig zu reinigen. Von Garantie, oder Lieferung von Ersatzteilen durch den Hersteller muss man sich nach der Zeitspanne aber verabschieden: end-of-lifetime. IBM / Lenovo hat als großer Hersteller alle Komponenten mit eigenen Identifikationsnummern (FRU) versehen, so dass man bei der Ersatzteilsuche und dem Checken von Kompatibilitäten sich nicht unnötig mit Revisionen und Modellserien herumschlagen muss.

Da also eine komplette Demontage des Gerätes notwendig war (siehe auch HW maintenance manual), prüfte ich auch ein Aufrüsten des Bildschirms. So ein paar mal hatte ich Wechsel von Displays schon gemacht und je nach Gerät ist die Demontage wirklich anspruchsvoll, denn die Stecker können filligran sein und man muss Leitungen vor Beschädigungen und das Panel vor Verspannungen schützen.
Leider ist es in meinem Fall nicht einfach nur mit dem Austausch des Displays getan (z.B. FRUB156HW01), . Auch das Zuleitungsmodul müsste mit einer HD+ Variante ausgestattet werden (FRU04W1730), welche mehr Lanes von dem 40 Pin LVDS Anschluss auf dem Mainboard anbindet. Dies war aber einfach nicht mehr aufzutreiben und so bleibe ich eben bei dieser bescheidenen Auflösung.

Was habe ich nun also genau gemacht und was hat es grob gekostet?

  • Tastatur DE QWERTZ FRU5017-45U 42Eur
  • Touchpad Sticker 4Eur
  • CPU i7-2620M 38Eur
  • WLAN Centrino Advanced-N 6205 Model 6Eur

Wenn man nicht zeitlich gestresst ist, findet man im Laufe der Zeit alo ganz gute Angebote auch bei eBay.

Umbau

Die Demontage verläuft mit wenig Überraschungen. Wer gut seine Schrauben wegsortiert und das richtige Werkzeug nimmt, hat auch nach 8 Jahren keine Probleme die Schrauben zu lösen. Allerdings muss man zusätzliche Zeit für eine gründliche Reinigung einplanen Bei diesem Notebook muss tatsächlich der komplette Boden geöffnet werden, damit die Tastatur entfernt werden kann und auch damit man an die WLAN Karte heran kommt. Die Demontage der Heatpipe Konstruktion auf dem Prozessor ist dann auch schnell getan und nach einer Säuberung und frischer Kühlpaste konnte auch die neue CPU eingesteckt werden. Soweit funktionierte das auch ganz gut und mit offenem Deckel startete wieder alles.

Böses WLAN

Tja, welch Überraschung war es, als am Ende der Bootvorgang mit einer netten Zeile nicht neu gestartet wurde:

1802: Unauthorized network card is plugged in - Power off and remove the miniPCI network card. 
Mainboard des geöffneten Notebooks mit WLAN Karte und demontierten Antennen-Anschlüsse

Es stellt sich raus, dass Lenovo gezielt nur wenige WLAN Karten für die Modelle jeweils freigeschaltet hat. Es scheint dabei um die Sorge der Aufsichtsbehörde zu gehen, dass WLAN Equipment außerhalb der Parameter genutzt werden könnte. Oder doch ein Fall für geplante Obsoleszenz? Ich erinnere mich jedenfalls, dass es auch bei Routern solch merkwürdige Diskussionen über Verdongelung gab. Da muss man also etwas genauer hinschauen, welche Kartennummer man bekommt, damit diese in der Whitelist ist. Ein patchen des Bios oder der Wifi-Firmware im laufenden Betrieb ist mir dann doch zu fehlerträchtig. Also Ersatz-Karte wieder raus und später durch eine passende mit erneuter Voll-Demontage einbauen.

Bios Updates ohne Windows

Soweit lief alles gut und der Rechner bootete auch durch. Doch mein Linux lief nicht sauber hoch und der Kernel blieb nach der SMP Initalisierung einfach hängen. Nach etwas Recherche stellte sich heraus, dass ein BIOS Update hier angeraten ist und mein bis dato aktuelles auch recht alt war. Lenovo bietet wie die meisten Hersteller sowohl ein Windows Update Utility an, als auch ein bootbares Medium auf (Free)DOS Basis an. Da ersteres für mich nicht möglich ist, versuchte ich letzteres, musste aber feststellen, dass die CD-ROM sich nicht erfolgreich als bootbaren USB-Stick schreiben lässt. Herje, wie einfach könnte das Leben sein, wenn auch BIOS-Updates auch unter Linux automatisch per fwupd im Hintergrund erfolgen würde. Aber das muss der Hersteller natürlich wollen und als Markt-relevant erachten.

Meine weitere Recherche hatte das Ergebnis, dass man mit geteltorito (aus Paket genisoimage) das ISO erst in ein kompatibles Format umwandeln musste. Einen Neustart und erfolgreichen Flash-Vorgang später lief dann mein Linux erfolgreich hoch und mein Umbau erfolgreich abgeschlossen.

Linux neu gemacht

Neben den beschriebenen Hardware-Macken nervte mich auch meine angestaubte Linux-Mint Installation, die sich im Laufe der Jahre ein paar Probleme eingetreten hatte. Also wurde auf einer neuen SSD gleich ein Ubuntu 21.10 neu installiert. Wie ich zu der Entscheidung aber kam, ist eine andere Geschichte.

Das retten der alten System-Einstellungen wie WLANs, VPNs, Favoriten, … und Einstellungen der Anwendungen ist ja dank Speicherung in Dateien wie /etc oder /home kein Problem. Das man dabei nicht unbedingt alten Balast mitschleppen muss, zeigt sich etwa sehr schön bei Firefox.

Insgesamt habe ich nun wieder ein Gerät, mit dem ich sehr gut arbeiten kann. Es ist weder in Hardware noch Software verdreckt und auch die Oberfläche ist etwas moderner geworden. Verloren habe ich eigentlich nichts, aber für einen kleinen Preis viel gewonnen.

Appell: Repariert oder refurbisht!

Abschließend möchte ich noch ganz kurz an alle apellieren, auch bei sich selbst zu schauen, ob reparieren oder aufrüsten des eigenen Geräte-Zoos nicht doch noch möglich ist. Die ganzen IT-Gadgets und Mikroelektronik im Allgemeinen binden doch viel Energie und Material im Herstellungsprozess, so dass sich mit Blick auf Nachhaltigkeit wirklich lohnt, die Geräte möglichst lange auch zu nutzen und der geplanten Obsoleszenz ein Schnippchen zu schlagen. Lässt sich der Elektromüll wirklich nicht vermeiden, so kann man auch über refurbished Geräte nachdenken, die wiederaufbereitet, gereinigt und überprüft wurden und oft zu sehr günstigen Konditionen den Besitzer wechseln. So ist man auch nicht unbedingt von der aktuellen Halbleiterkriese und eingeschränkten Verfügbarkeit der neuesten Komponenten betroffen, sondern umgeht auch die hochintegrierten verschlosssenen Bauweisen aktueller Consumer-Geräte, welche kaum noch den Wechsel von Verschleißteilen wie Akkus, Lüfter oder Displays zulassen. Ein Recht auf Reperatur ist in meinen Augen deshalb mehr als überfällig, will man den ökologischen Fußabdruck der IT wirklich reduzieren und nicht nur greenwashing betreiben. Auch Ansätze wie das modulare Fairphone oder das Framework Notebook sind absolut unterstützenswert, aber neben wenigen anderen leider einfach die Ausnahme, welche leider auch nicht in großen Kontigenten im Enterprise-Umfeld eingesetzt werden.

Ich selbst nutze aus diesen Gründen seit über 2 Jahren zusätzlich ein altes Netbook auf Arbeit für schnelle Notizen und umfangreiche Protokolle. Wenn ich das gegen ein remarkable Tablet benchmarke, bin ich dank Tastatur immernoch deutlich schneller und dank Markdown und Nextcloud auch bestens in mein eigenes Ökosystem integriert. Mit einer SSD und neuem Akku hält das auch ein paar Stunden durch und Xubuntu bringt mir moderne Software mit. Da es trotzdem langsam etwa beim surfen ist, lenkt es mich auch nicht so ab und ist quasi von hause aus distraction-free 😉 Wenn die Geräte dann noch deutlich älter sind, hat man aber natürlich wieder ganz andere Sorgen, siehe retro-Reperatur.

Author: Matthias
Betreibt dies Blog und probiert so einiges aus Technik herauszuholen. Oft mit Bezug zur Wirklichkeit, aber manchmal auch weil es eben geht ;-) Hat sich von Robotron über Basic, ASM, qC, ... soweit hochgearbeitet, dass er eigentlich gar nicht mehr so oft codet.

2 thoughts on “Lenovo L520 aufrüsten – Umwelt schonen

  1. Sehr gut gemacht. Ich rüste ähnlich alte Notebooks jetzt mit RAM und SSD aus. Mein ältester Rechner ist ein Samsung Q45 von 2007. Der läuft mit 4GB RAM (mehr geht nicht) und einem Intel Core2Duo. Die SSD macht den Geschwindigkeitsunterschied. Das Display mit 12,1″ und 1280×800 Punkten ist aus heutiger Sicht winzig. Aber du hast den Eee PC auf dem Bild gezeigt. Du weißt, was ich meine. Es läuft und läuft und läuft.

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